Der OFA Schock
Haben Sie auch das Gefühl, dass irgendwas mit der Art, wie Facebook, Google und die anderen Giganten uns als Bürger und User behandeln, falsch ist? Harvard-Professorin Shoshana Zuboff hat diesem Gefühl nach jahrelanger Recherche einen Namen gegeben: Überwachungskapitalismus. Den Schleier, wie dieses Geschäftsmodell, das auf rücksichtslosem heimlichen Datensammeln beruht, hat Facebook mit einer Funktion gelüftet, die nun weltweit freigeschaltet wurde.
Sie heißt „Off-Facebook Activity” (OFA) und zeigt, welche Datenberge das Unternehmen anhäuft. Wer die Funktion aufruft, kann Informationen einsehen, was von anderen Apps und Webseiten an Facebook übermittelt wird. Mit den sogenannten „Facebook Business Tools“ hat das Unternehmen das Internet verwanzt. Viele Apps und große Webseiten benutzen Like-Buttons, Facebook-Pixel oder Software Development Kits eingebaut, mit denen sie ihre Besuche an Facebook ausliefern.
Facebook schaut uns beim Surfen also über die Schulter und weiß welche Seiten wir besuchen, welche Apps wir öffnen, welche Waren wir in den Einkaufswagen legen und welche wir schließlich kaufen.
OFA soll nun eine „neue Form von Transparenz und Kontrolle“ bieten. Wie fast alle Privatsphäre-Funktionen ist OFA tief in den Facebook Einstellungen verborgen. Um sie zu finden, müssen Nutzer den Reiter „Deine Facebook-Informationen“ suchen, dort „Aktivitäten außerhalb Facebook“ aufsuchen und schließlich „Deine Aktivitäten außerhalb Facebook verwalten“ anklicken. Der Anblick dürfte die meisten überraschen und eine Liste mit Hunderten von Einträgen vorfinden, darunter Dienste, von denen man gar nicht wusste, dass man sie jemals verwendet hat.
Man findet ferner einen Schalter „Künftige Aktivitäten verwalten“, mit dem man die Verbindung zwischen Facebook und externen Datenlieferanten unterbrechen kann. Es kann vermutet werden, dass man damit nur an der Oberfläche kratzt und dass extensives Tracking und personalisierte Werbung normal bleiben.